Montag, 17. August 2009
Freitag, 14. August 2009
Dienstag, 21. Juli 2009
Samstag, 21. Juni 2008
Montag, 4. Februar 2008
5 february - international robot day
am 5. februar - internationl robot day
eröffnung der ausstellung
>ich bin roboter, ich bin kein dein arbeiter<
video von ultrafuturo group [sofia/nyc]
fotos/malerei von eugen eugen
fotos/malerei von eugen eugen
malerei von martin zerrenner
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ROBOTER ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH
Freunde, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Roboterrecht.
Samstag, 15. Dezember 2007
volha martynenka | kids in novinki
Sie sind absolute Pechvögel. Von Anfang an hatten sie kein Glück – so geboren zu werden, wie sie geboren wurden. Es versteht sich von selbst, dass ihre Eltern sie verstoßen haben, schließlich konnten sie sich nicht vorstellen, dass man ein Kind mit ICP, Schwachsinn oder Autismus großziehen sollte.
So kamen sie in ein Internat für Kinder – einem Kinderheim der Klage und der Tränen. Diejenigen, die Glück haben, werden von ihren Eltern besucht: Hauptsächlich an kirchlichen Feiertagen, im Idealfalle einmal in ein paar Wochen, damit die Kinder aus der Hand gefüttert werden können (einige Mütter, die ihre Kinder in das Internat abgegeben haben, gehen später dorthin arbeiten).
Ungefähr im Alter von 18 Jahren werden sie in ein Internat für Erwachsene verlegt, wo sie eine Zeit lang leben und sterben, auf ewig 40 Jahre alt und doch ohne jemals 40 Jahre alt geworden zu sein. Ihr ganzes Leben ist ein Herauszögern des biologischen Todes.
Sie sind fundamentaler Rechte beraubt, ihre Freiheit ist kraft psychiatrischer Diagnose beschränkt. Dabei haben sie dieselben Bedürfnisse wie wir alle – gesunde Ernäherung, Medikamente, eine humane Behandlung, Fürsorge, Kommunikation, künstlerische Selbstverwirklichung, Entwicklung, Bildung, Anteilnahme. All dessen sind sie nur deshalb beraubt, weil sie nicht so geboren wurden wie alle anderen.
Ihre Unterdrückung beginnt bei der Hauptsache – der Physiologie. Was bedeutet es, in allem von einem anderen Menschen abhängig zu sein, wenn es schmerzt, weil man seine Notdurft verrichten muss, der Pfleger aber nicht kommt?
Psychoneurologische Internate sind Sammelbecken, wohin man den Abschaum der Gesellschaft aus unserem Blickfeld entfernt, indem man all das in höchster Konzentration einsammelt, was von der Norm abweicht – für die Kontrolle ist das am bequemsten. So ist es ruhiger – wozu die Illusion allgemeinen Wohlergehens durch den Anblick von Krüppeln und Spastis zerstören? Wozu den Rausch daran, dass man selbst übrig geblieben ist, mit Gedanken darüber unterbrechen, dass es Menschen gibt, denen es unvergleichlich schlechter geht?
Die meisten psychisch Kranken sind nicht in der Lage, sich oder anderen Menschen Schaden zuzufügen. Woher kommt dann diese unbedingte Forderung, sie von den Straßen zu entfernen, aus der Gesellschaft zu entfernen, aus der Familie auszustoßen, im geschlossenen Raum zu isolieren, nachdem man jegliche Möglichkeit des Kontaktes mit der Außenwelt, der zur Entwicklung und Reabilitierung notwendig ist, zerstört hat? Die Isolierung zerstört für uns, die sog. „normalen“, die Möglichkeit mit ihnen zu kommunizieren. Und dabei ist es eine ganz andere Welt - der Zusammenstoß mit ihr kann die Sicherheit der eigenen Normalität und des eigenen Wohlergehens, aber auch der Normalität und des Wohlergehens der Gesellschaft untergraben, die diese Menschen nur deshalb zu Qualen verdammt, um im arbeitenden Zustand den Mechanismus der Wiederherstellung psychiatrischer Norm zu unterstützen.
Der Ausschuss menschlichen Materials ist für das Überleben der Gesellschaft nicht notwendig. Irrenhäuser und andere Orte der Sicherheitsverwahrung werden durch eine Gesellschaft hervorgebracht, die sich im Großen und Ganzen nicht von einem Irrenhaus unterscheidet. Sie zerfällt einfach in Stücke, wenn das Gesetz der Segregation keine Anwendung findet: Für Jugendlichen die Schulen, für junge Männer die Armee, für alle übrigen Büros und Fabriken, und einem würdigen Lebensabschlusses dienen die Seniorenheime, und die, die sich nicht einfügen lassen, werden in Kolonien, Irrenhäusern und Gefängnissen eingesammelt. Wenn in der Gesellschaft Entfremdung, Anonymität und Gleichgültigkeit herrschen und die Menschen in der Wirklichkeit nichts verbindet, bleibt nichts mehr übrig, als alle künstlich nach Clustern zu ordnen.
Durch die Erfahrung des Kontakt mit Menschen mit psychischen und physischen Besonderheiten lässt sich unsere Normalität in Frage stellen. Ihre Grundlagen erscheinen da sehr wackelig. Wenn das, was wir unter Norm verstehen, unendliche Rattenrennen, die sinnlose Konsumierung von Menschen und Sachen, eine sorgfältig verdrängte Todesangst, ergänzt durch den Jugendwahn, Anonymität und soziale Isolation durch maximales Gelangweiltsein, die Angst vor dem Anderen, hervorgerufen durch die Unfähigkeit die eigenen Grundlagen in Zweifel zu ziehen, sind, so wird deutlich, warum es notwendig ist, Menschen, die nicht nach diesen Regeln zu leben in der Lage sind, noch weiter weg zu verstecken. Sie sind zu sehr Menschen. Irrenhäuser maskieren die in der Gesellschaft herrschende Angst vor dem Anderen, zügeln die Intoleranz und dienen dem Schaffen einer Illusion, der zufolge sowieso alles gut ist.
Das Verhältnis des Staates den Kranken gegenüber, nicht nur im Falle psychischer Erkrankungen, zeigt, dass dieser die Menschen ausschließlich als biologisches Material betrachtet, welches einen Wert nur dann hat, wenn es die geforderten Funktionen erfüllen und sich reproduzieren kann. Verbrauchtes oder fehlerhaftes menschliches Material sind Abfälle, zu denen man sich auch entsprechend verhält – man lässt sie verrotten.
Die Leiden der in psychoneurologischen Internaten untergebrachten Menschen sind das Ergebnis der Gleichgültigkeit eines jeden von uns und der allgemeinen Degradierung der Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, sich um all ihre Mitglieder zu kümmern. Durch ihre Leiden ist die Lüge von den Vorstellungen einer psychischen Norm, von Stabilität und Wohlergehen erkauft worden.
Du kommst dahin und siehst dir die ganze Scheiße an – Gestank, Dreck, schimmeliges Essen, nicht genug Kleidung, keine Hygieneartikel oder die grundlegenden Medikamente, Gleichgültigkeit und Stumpfsinnigkeit des Personals. Ein grauer, halb beleuchteter Korridor und eine lange Stuhlreihe endlang der Wand.
Und inmitten dieser ganzen Ausweglosigkeit machst du auf einmal Gena, Sascha oder Sergej ausfindig, die aller Grausamkeit der Umstände ungeachtet, Menschen geblieben sind. Es gibt keinerlei Zweifel dahingehend, dass sie richtige Persönlichkeiten sind, und viele von uns können ihnen nicht das Wasser reichen, was die emotionale Entwicklung betrifft. Du begreifst, dass die menschlichen Stärken praktisch unbegrenzt sind, dass der Mensch sich praktisch an alles anpassen und unter den unmenschlichsten Umständen seine Echtheit bewahren kann. Lebendige Menschen.
Sie sind des Allernotwendigsten beraubt worden, man hat die Möglichkeit zur Entfaltung auf ein äußerstes Minimum reduziert. Doch sie haben sehr viel gelernt. Sie können sehr viel. Sie können schaffen und lächeln, Freude schenken, sich um andere sorgen, lieben und aufrichtig bleiben.
Viele ihrer Probleme könnte man lösen, wenn eine spezielle Ausrüstung vorhanden wäre, Programme zur Korrektur, Menschen, die bereit und gewillt wären, mit Menschen zu arbeiten, die psychisch krank sind. Ihre geistige und physische Degradierung ist damit verbunden, dass sich niemand mit der Entfaltung ihrer Anlagen und der Berichtigung ihrer Defekte befasst hat. Sie könnten sich vollständig in die Gesellschaft integrieren, da sie sich viel fähiger zur Anpassung erweisen würden als wir.
Viele von uns sind vollkommen in der Lage dazu, sich selbst zu versorgen, und kamen nur deshalb ins Internat, weil es den Eltern leichter fiel, das eigene Kind zu opfern, als die Illusion einer glücklichen Familie zu gefährden.
Wir sind so stolz darauf, dass wir alles selber erreicht haben, erheben die Empfindung psychischen und materiellen Glücks auf den Rang höchster Werte und vergessen, dass wir es uns nur deshalb so herrlich eingerichtet haben, weil dafür alle Voraussetzungen gegeben waren oder weil wir das Glück hatten, uns ausbilden zu lassen, Karriere zu machen. Wir wollen nichts davon wissen, wie viele Menschen es noch gibt, die nicht lesen und schreiben können – nicht weil sie dazu nicht fähig sind, sondern weil einfach niemand es ihnen beigebracht hat.
Jeder von uns muss sich daran erinnern, dass als Unterstützung der Empfindung unserer Normalität und unseres Wohlergehens ein Mechanismus für den Ausschuss menschlichen Materials fungiert, welcher die Pechvögel von der Gesellschaft isoliert. Und niemand kann vorhersagen, wer morgen zu den Unglückseligen gehören wird. Das Gefühl des Wohlergehens erscheint umso wackeliger, wenn man sich darüber Gedanken macht, dass unser Leben und die von der Gesellschaft auferlegten Werte nur banale Dekorationen sind, hinter denen nichts steckt.
So glücklich, abgesondert im eigenen Irrenhaus, wenden wir uns beim Anblick dessen ab, was unsere eigenen Vorstellungen physischer und psychischer Norm beleidigt – nicht deshalb, weil es ein unangenehmer Anblick ist, sondern weil man sich über das Geisterhafte der eigenen Lage klar wird und Angst bekommt, an die Stelle dieser Leute zu kommen. Auf unbewusstem Niveau ist das Verstehen dessen vorhanden, dass zwischen dem Unterstützen der Vorstellung von unserer Normalität und ihrem Schicksal eine unmittelbare Verbindung besteht. Im Endeffekt erweist sich ihre Isolation als einziges beweiskräftiges Argument zugunsten unserer Normalität.
So kamen sie in ein Internat für Kinder – einem Kinderheim der Klage und der Tränen. Diejenigen, die Glück haben, werden von ihren Eltern besucht: Hauptsächlich an kirchlichen Feiertagen, im Idealfalle einmal in ein paar Wochen, damit die Kinder aus der Hand gefüttert werden können (einige Mütter, die ihre Kinder in das Internat abgegeben haben, gehen später dorthin arbeiten).
Ungefähr im Alter von 18 Jahren werden sie in ein Internat für Erwachsene verlegt, wo sie eine Zeit lang leben und sterben, auf ewig 40 Jahre alt und doch ohne jemals 40 Jahre alt geworden zu sein. Ihr ganzes Leben ist ein Herauszögern des biologischen Todes.
Sie sind fundamentaler Rechte beraubt, ihre Freiheit ist kraft psychiatrischer Diagnose beschränkt. Dabei haben sie dieselben Bedürfnisse wie wir alle – gesunde Ernäherung, Medikamente, eine humane Behandlung, Fürsorge, Kommunikation, künstlerische Selbstverwirklichung, Entwicklung, Bildung, Anteilnahme. All dessen sind sie nur deshalb beraubt, weil sie nicht so geboren wurden wie alle anderen.
Ihre Unterdrückung beginnt bei der Hauptsache – der Physiologie. Was bedeutet es, in allem von einem anderen Menschen abhängig zu sein, wenn es schmerzt, weil man seine Notdurft verrichten muss, der Pfleger aber nicht kommt?
Psychoneurologische Internate sind Sammelbecken, wohin man den Abschaum der Gesellschaft aus unserem Blickfeld entfernt, indem man all das in höchster Konzentration einsammelt, was von der Norm abweicht – für die Kontrolle ist das am bequemsten. So ist es ruhiger – wozu die Illusion allgemeinen Wohlergehens durch den Anblick von Krüppeln und Spastis zerstören? Wozu den Rausch daran, dass man selbst übrig geblieben ist, mit Gedanken darüber unterbrechen, dass es Menschen gibt, denen es unvergleichlich schlechter geht?
Die meisten psychisch Kranken sind nicht in der Lage, sich oder anderen Menschen Schaden zuzufügen. Woher kommt dann diese unbedingte Forderung, sie von den Straßen zu entfernen, aus der Gesellschaft zu entfernen, aus der Familie auszustoßen, im geschlossenen Raum zu isolieren, nachdem man jegliche Möglichkeit des Kontaktes mit der Außenwelt, der zur Entwicklung und Reabilitierung notwendig ist, zerstört hat? Die Isolierung zerstört für uns, die sog. „normalen“, die Möglichkeit mit ihnen zu kommunizieren. Und dabei ist es eine ganz andere Welt - der Zusammenstoß mit ihr kann die Sicherheit der eigenen Normalität und des eigenen Wohlergehens, aber auch der Normalität und des Wohlergehens der Gesellschaft untergraben, die diese Menschen nur deshalb zu Qualen verdammt, um im arbeitenden Zustand den Mechanismus der Wiederherstellung psychiatrischer Norm zu unterstützen.
Der Ausschuss menschlichen Materials ist für das Überleben der Gesellschaft nicht notwendig. Irrenhäuser und andere Orte der Sicherheitsverwahrung werden durch eine Gesellschaft hervorgebracht, die sich im Großen und Ganzen nicht von einem Irrenhaus unterscheidet. Sie zerfällt einfach in Stücke, wenn das Gesetz der Segregation keine Anwendung findet: Für Jugendlichen die Schulen, für junge Männer die Armee, für alle übrigen Büros und Fabriken, und einem würdigen Lebensabschlusses dienen die Seniorenheime, und die, die sich nicht einfügen lassen, werden in Kolonien, Irrenhäusern und Gefängnissen eingesammelt. Wenn in der Gesellschaft Entfremdung, Anonymität und Gleichgültigkeit herrschen und die Menschen in der Wirklichkeit nichts verbindet, bleibt nichts mehr übrig, als alle künstlich nach Clustern zu ordnen.
Durch die Erfahrung des Kontakt mit Menschen mit psychischen und physischen Besonderheiten lässt sich unsere Normalität in Frage stellen. Ihre Grundlagen erscheinen da sehr wackelig. Wenn das, was wir unter Norm verstehen, unendliche Rattenrennen, die sinnlose Konsumierung von Menschen und Sachen, eine sorgfältig verdrängte Todesangst, ergänzt durch den Jugendwahn, Anonymität und soziale Isolation durch maximales Gelangweiltsein, die Angst vor dem Anderen, hervorgerufen durch die Unfähigkeit die eigenen Grundlagen in Zweifel zu ziehen, sind, so wird deutlich, warum es notwendig ist, Menschen, die nicht nach diesen Regeln zu leben in der Lage sind, noch weiter weg zu verstecken. Sie sind zu sehr Menschen. Irrenhäuser maskieren die in der Gesellschaft herrschende Angst vor dem Anderen, zügeln die Intoleranz und dienen dem Schaffen einer Illusion, der zufolge sowieso alles gut ist.
Das Verhältnis des Staates den Kranken gegenüber, nicht nur im Falle psychischer Erkrankungen, zeigt, dass dieser die Menschen ausschließlich als biologisches Material betrachtet, welches einen Wert nur dann hat, wenn es die geforderten Funktionen erfüllen und sich reproduzieren kann. Verbrauchtes oder fehlerhaftes menschliches Material sind Abfälle, zu denen man sich auch entsprechend verhält – man lässt sie verrotten.
Die Leiden der in psychoneurologischen Internaten untergebrachten Menschen sind das Ergebnis der Gleichgültigkeit eines jeden von uns und der allgemeinen Degradierung der Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, sich um all ihre Mitglieder zu kümmern. Durch ihre Leiden ist die Lüge von den Vorstellungen einer psychischen Norm, von Stabilität und Wohlergehen erkauft worden.
Du kommst dahin und siehst dir die ganze Scheiße an – Gestank, Dreck, schimmeliges Essen, nicht genug Kleidung, keine Hygieneartikel oder die grundlegenden Medikamente, Gleichgültigkeit und Stumpfsinnigkeit des Personals. Ein grauer, halb beleuchteter Korridor und eine lange Stuhlreihe endlang der Wand.
Und inmitten dieser ganzen Ausweglosigkeit machst du auf einmal Gena, Sascha oder Sergej ausfindig, die aller Grausamkeit der Umstände ungeachtet, Menschen geblieben sind. Es gibt keinerlei Zweifel dahingehend, dass sie richtige Persönlichkeiten sind, und viele von uns können ihnen nicht das Wasser reichen, was die emotionale Entwicklung betrifft. Du begreifst, dass die menschlichen Stärken praktisch unbegrenzt sind, dass der Mensch sich praktisch an alles anpassen und unter den unmenschlichsten Umständen seine Echtheit bewahren kann. Lebendige Menschen.
Sie sind des Allernotwendigsten beraubt worden, man hat die Möglichkeit zur Entfaltung auf ein äußerstes Minimum reduziert. Doch sie haben sehr viel gelernt. Sie können sehr viel. Sie können schaffen und lächeln, Freude schenken, sich um andere sorgen, lieben und aufrichtig bleiben.
Viele ihrer Probleme könnte man lösen, wenn eine spezielle Ausrüstung vorhanden wäre, Programme zur Korrektur, Menschen, die bereit und gewillt wären, mit Menschen zu arbeiten, die psychisch krank sind. Ihre geistige und physische Degradierung ist damit verbunden, dass sich niemand mit der Entfaltung ihrer Anlagen und der Berichtigung ihrer Defekte befasst hat. Sie könnten sich vollständig in die Gesellschaft integrieren, da sie sich viel fähiger zur Anpassung erweisen würden als wir.
Viele von uns sind vollkommen in der Lage dazu, sich selbst zu versorgen, und kamen nur deshalb ins Internat, weil es den Eltern leichter fiel, das eigene Kind zu opfern, als die Illusion einer glücklichen Familie zu gefährden.
Wir sind so stolz darauf, dass wir alles selber erreicht haben, erheben die Empfindung psychischen und materiellen Glücks auf den Rang höchster Werte und vergessen, dass wir es uns nur deshalb so herrlich eingerichtet haben, weil dafür alle Voraussetzungen gegeben waren oder weil wir das Glück hatten, uns ausbilden zu lassen, Karriere zu machen. Wir wollen nichts davon wissen, wie viele Menschen es noch gibt, die nicht lesen und schreiben können – nicht weil sie dazu nicht fähig sind, sondern weil einfach niemand es ihnen beigebracht hat.
Jeder von uns muss sich daran erinnern, dass als Unterstützung der Empfindung unserer Normalität und unseres Wohlergehens ein Mechanismus für den Ausschuss menschlichen Materials fungiert, welcher die Pechvögel von der Gesellschaft isoliert. Und niemand kann vorhersagen, wer morgen zu den Unglückseligen gehören wird. Das Gefühl des Wohlergehens erscheint umso wackeliger, wenn man sich darüber Gedanken macht, dass unser Leben und die von der Gesellschaft auferlegten Werte nur banale Dekorationen sind, hinter denen nichts steckt.
So glücklich, abgesondert im eigenen Irrenhaus, wenden wir uns beim Anblick dessen ab, was unsere eigenen Vorstellungen physischer und psychischer Norm beleidigt – nicht deshalb, weil es ein unangenehmer Anblick ist, sondern weil man sich über das Geisterhafte der eigenen Lage klar wird und Angst bekommt, an die Stelle dieser Leute zu kommen. Auf unbewusstem Niveau ist das Verstehen dessen vorhanden, dass zwischen dem Unterstützen der Vorstellung von unserer Normalität und ihrem Schicksal eine unmittelbare Verbindung besteht. Im Endeffekt erweist sich ihre Isolation als einziges beweiskräftiges Argument zugunsten unserer Normalität.
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